Sonntag, 10. Oktober 2010

A Videogame Called "Life"


Ich muss zugeben, mir haben es die etwas ungewöhnlichen Reiseziele angetan. Statt jetzt die großen Metropolen oder geheimen Insiderviews runterzureißen, möchte ich viel lieber auf meinem Trip bleiben. Demzufolge müssen sich Wissbegierte für ihren nächsten Real-Life-Travel-Trip nun etwas gedulden, denn heute möchte ich weg von der Realität. Ganz weit weg von der Realität...

Ich bin Spieler. Videospiele. So lange ich denken kann. Ich habe viel gesehen, viel erlebt. Schlichtweg einfach einen großen Teil meines Lebens in Videospielwelten verbracht. Aber was heißt das? Ich meine, ich war ja nicht selbst wirklich dort. Ich habe ja nicht selbst mit meinen eigenen Füßen den virtuellen Boden betreten. Und doch bin ich vollends involviert in das Geschehen. Zumindest als Halbgott. Der Rest ist den Entwicklern zuzuschreiben.
Wie dem auch sei, bin ich durch viele dieser Welten spaziert, habe die facettenreichsten Länder besucht und Orte gesehen, die an die Unmöglichkeit grenzen.
Ich würde nie Realitätsflucht begehen, wie es vielleicht der ein oder andere Hardcore-Gamer schon getan hat, aber ich muss zugeben, manchmal verliere ich mich doch sehr gerne in den zuerst fremden Welten, die nach und nach ein Zuhause, eine alternative Welt, ein Abenteuer, Sinneseindrücke und Diverses mehr darstellen können.

Was ist aber das Faszinierende daran? Die Antwort ist einfach: Kontrolle.
Jedes Spiel mit Storyinhalt hat ein klares Ziel. Am Ende siegt das Gute. Das weiß man, es ist demnach eine Vorkontrolle.
Wenn im Spiel jemand stirbt oder von einem geht, dann ist er nicht wirklich tot oder weg. Denn es ist kontrolliert verankert in festen Daten.
Wenn ich im Spiel eine Aktion ausführe, dann dient diese einem bestimmten Zweck. Die Ausführung des sogenannten Befehls über unsere Kontrolle garantiert einen bestimmten Effekt.
Wenn man im Spiel etwas falsch macht, dann hat man noch nicht verloren. Man darf es erneut versuchen.
Ein Spiel hat Regeln...

Ich wäre gerne einmal der Held einer solchen Spielwelt. Nicht, weil ich so auf Regeln stehe oder wie es sich anfühlt zig mal hintereinander einen Level nicht zu schaffen. Nein. Ich sehne mich manchmal nach den Elementen dieser Geschichten. Die Einfachheit, die Faszination, die Ideale, die Siege und die Balance. Ich möchte mich einmal komplett wegdrehen von den spielerischen Punkten und kurz nur auf die direkten Visionen konzentrieren.

Ich schaue mir "Mario" an und denke wie gut er es hat.
Ein dicker Klempner mit Schnauzbart bekommt den Auftrag die schönste Prinzessin des Landes aus den "bösen Händen" zu befreien. Ohne viel Gerede macht der Kerl im Blaumann sich auf den Weg durch allerhand Gefahren. Nebenbei sammelt er sich mit zahlreichen Münzen noch ne goldene Nase und wird, wie eine Katze, nach und nach mit mehreren Leben beschenkt. Dabei rennt und springt er ununterbrochen über Stock und Stein. Für mich klar eine Garantie, dass Mario ein unheimlich fröhlicher Mensch sein muss. Nach einer relativ kurzen Zeit, mal mit unserem Alltag verglichen, erreicht er sein Ziel und...! Und? Natürlich, er befreit die Prinzessin und sie haben eine wunderbare Zeit. Den Haufen Kohle nicht zu vergessen. Welcher Klempner kann das schon von sich behaupten?

Nein, wirklich, es ist sagenhaft und das Prinzip funktioniert seit 25 Jahren für die Geschichten von Mario. Und das eben nicht nur dort. Klares Ziel oder Ziele und ab damit. Nebenbei noch ein wenig die Landschaft genießen und natürlich fett kassieren. Oder bei "LittleBigPlanet" selber bauen. Oder in einem Open-World-RPG nach und nach entdecken.

Wer würde nicht gerne mal mit einem Pferd durch die Ebene von Hyrule reiten. Oder im Gold Saucer seine Kohle verzocken. Eine nächtliche Liebesszene im Macalania Wald erleben. Am Koopas Beach in der Sonne liegen. Im Vier-Jahreszeiten-Wald ununterbrochen im Kreis spazieren oder mit einem der vielen Luftschiffe reisen. Es wäre eine unendliche Liste an Reisezielen. Und obwohl ich viele schon gesehen habe, würde ich immer wieder zurück gehen. Denn sie sind zugleich Erinnerung.
Wie auch die Musik eines Videospiels...doch das ein anderes Mal...

Gute Videospiele erzählen Geschichten, wie Bücher oder Filme es tun. Ob an der Realität orientiert oder vollkommen frei erfunden. Ob mit einem Helden oder einem ganzen Dutzend. Ob gegen einen oder die ganze Welt. Am Ende siegt man und wird belohnt.

Ich muss wohl niemandem da draußen erzählen, dass es in der Wirklichkeit oft nicht so läuft, beziehungsweise so einfach ist. Ich möchte, wie auch jede andere dramaturgische Erzählung, Videospiele nicht mit dem Leben vergleichen. Aber ich glaube, dass auch hier Grundideale des Menschen verankert sind. Denn letztendlich sind es Werke, gemacht von Menschen.


Selbst tausende an Videos würden nicht ausreichen um diese Orte und die emotionale Verbindung dazu zu beschreiben. Ich habe mir eines herausgesucht, bei dem der Editor einen sehr schönen Song der Beatles zu einem kleinen Mash-Up von Final Fantasy gewählt hat. Für mich eine wunderbare Symbiose.

The Beatles "In My Life" auf Momente aus Final Fantasy 7, 8 & 9

Keine Kommentare: